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Lehrauftrag Hauptstudium: Produktsprachen hybrider Objekte

Seminar „Theorien der Produktsprache III“
an der Hochschule für Gestaltung Offenbach
Sommersemester 2016

Zeitgenössische Konsumgüter zeichnen sich vielfach durch eine Kombination unterschiedlicher Materialien, Herstellungstechniken oder Systemzusammenhänge aus. Zusätzlich referenzieren sie auf divergente Zeithorizonte, Stile oder kulturelle Bezugspunkte. Die Technik der Vermischung und Kombination, die in vielen Epochen noch als Makel bezeichnet wurde, ist seit der Postmoderne positiv besetzt (vgl. z.B. Nghi Ha 2005). Heute wird sie wiederholt sogar als Ausgangspunkt für Innovation gesehen, da Vorteile ungleicher Eigenschaften und Herkunftsbereiche zu einem neuen Ganzen zusammengefügt werden können. Etliche Beispiele unserer Alltagswelt machen dies deutlich. Benzinmotoren werden mit elektrischen Antriebskomponenten verbunden, um eine höhere Dynamik oder niedrigere Verbrauchswerte möglich zu machen. Komposit-Materialien aus Fasern und speziellen Harzen erzeugen im Vergleich zu Metallen verbesserte Festigkeitswerte bei gleichzeitig geringerem Gewicht. Auf einer anderen Ebene wird industriell hergestellten Produkten durch handwerkliche Interventionen ein Unikat-Charakter verliehen. Oder Kleidung über die Kombination vielfältiger Stilelemente zum Ausdrucksmittel von Individualität. Die Fusionsküche vereint schließlich Esskulturen und Zutaten mehrerer Kontinente zu einem neuen Geschmackserlebnis.

Aus produktsprachlicher Perspektive stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage, ob hybride Objekte die Bedeutungszuschreibungen ihrer unterschiedlichen Ursprungszusammenhänge lediglich addieren. Oder ob auch hier von einem ›dritten Bedeutungsraum‹ gesprochen werden kann, einem ›Dazwischen‹ bzw. einem Spannungsfeld zwischen Identität und Diferenz, in dem hybride Konfgurationen ausgehandelt oder bestehende, bisher ›fremde‹ Bedeutungen angeeignet und transformiert werden (vgl. Bhabha 2012)?

Literautur:
vgl. z.B. Nghi Ha, Kien: Hype um Hybridität: kultureller Diferenzkonsum und postmoderne Verwertungstechniken im Spätkapitalismus, Cultural Studies 11, Bielefeld: Transcript 2005.
Bhabha, Homi K.: Über kulturelle Hybridität : Tradition und Übersetzung / Homi K. Bhabha. Aus dem Engl. von Kathrina Menke. Hg. und eingeleitet von Anna Babka und Gerald Posselt. Mit einem Nachwort von Wolfgang Müller-Funk, Wien: Turia+Kant 2012, S. 12.

© Thilo Schwer 2016

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Datum: Sonntag, 10. Juli 2016 16:04
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