Forschungsbereich

Ansatz / Zielsetzung: Eine Analyse von Bedeutung und Kontext auf Basis des systemtheoretischen Kommunikations-Modells

Die Produktwelt hat sich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts sprunghaft entwickelt – durch die Einführung digitaler Technologien wurde dieser Prozess sogar noch beschleunigt. So ist das Neue längst zu einer Selbstverständlichkeit in unserem Alltag geworden, ein Ausbleiben von Innovation unvorstellbar. Das Steigerungsspiel, wie Gerhard Schulze unsere ständige Suche nach einer Erweiterbarkeit der Möglichkeiten bezeichnet (Schulze 2003: 81ff), ist zu einem zentralen Merkmal unserer Kultur geworden. Grund für die Entwicklung immer neuer Produkte sind jedoch nicht nur technische Neuerungen. Vor allem neue Konzeptionen und Wertewelten, also immaterielle Eigenschaften, sollen durch Produkte transportiert und signalisiert werden (Karmasin 1998: 9). Dass die Komplexität der Beziehungen zwischen Benutzer, Produkt und Unternehmen dabei zwangsläufig zunimmt, scheint evident.

Aus unterschiedlichen Blickwinkeln werden diese Beziehungen bereits untersucht, wobei verschiedene Grundmerkmale immer wieder auftreten. Die produktsprachliche Betrachtungsweise untersucht das „Zusammenwirken von formalen Gestaltungsmitteln und deren semantische Bedeutungen im sozialen und kulturellen Kontext“, um gezielt bestimmte Informationen zu vermitteln und Wirkungen zu erzeugen (Steffen 2000: 6). Gerhard Schulze nähert sich der Mensch-Objekt-Relation in seinem Buch »Erlebnisgesellschaft – Kultursoziologie der Gegenwart« von 1992 hingegen aus der Perspektive der Erlebnisorientierung. Für ihn ist die zunehmende Verschiedenartigkeit der Menschen ein Indiz für eine neue, grundlegende Gemeinsamkeit: »Innenorientierte Lebensauffassungen, die das Subjekt selbst in das Zentrum des Denkens und Handelns stellen, haben außenorientierte Lebensauffassungen verdrängt« (Schulze 1997: 35). In der technikphilosophischen Betrachtung von Günter Ropohl wird ebenfalls auf die verschiedenen kulturellen Merkmale von Artefakten verwiesen. Demnach haben technische Artefakte »immer auch ästhetische, symbolische, kognitive und institutionelle Implikate. Technische Artefakte erweisen sich als Kultur in jedem Sinne des Begriffs« (Ropohl 1991: 208). Auch die Betrachtung der Produktentstehung, wie sie Tom Stark bei der Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen Produzent und Konsument am Beispiel des Designs von Harley Davidson vornimmt, kommt zu dem Ergebnis, dass sich die eigentliche Ästhetik der Neuen Technologien »in einer – von den digitalen Medien forcierten – Prozesshaftigkeit der Kontextualisierung des Designs« (Stark 1999: 23) äußert. Der Kontext, also die relevanten kulturellen Beziehungen zwischen Individuum, Objekt und Gesellschaft, ist zum zentralen Thema bei der Produktplanung und –entwicklung geworden.

Literatur:
Karmasin, Helene (1998) Produkte als Botschaften. 2. überarbeitete Auflage, Wien.

Ropohl, Günter (1991) Technologische Aufklärung. Frankfurt am Main.

Schulze, Gerhard (1997) Die Erlebnisgesellschaft. 7. Auflage, Frankfurt am Main.

Schulze, Gerhard (2003) Die beste aller Welten. München, Wien.

Stark, Tom (1999) Less or more – what a bore. Harley Davidson Design im Kontext. Frankfurt am Main.

Steffen, Dagmar (2000) Design als Produktsprache – Der “Offenbacher Ansatz” in Theorie und Praxis. Frankfurt am Main.

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Datum: Freitag, 3. April 2009 14:52
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