Blog Designwissenschaften

Entstehung des „Offenbacher Ansatzes“

Vortrag in der Reihe „Bezugswissenschaften“
Datum:  Dienstag, 05.05.2009
Ort: Fachhochschule Aachen, Fachbereich Gestaltung

Die Rezeption von Produkten sagt viel über unsere Alltagskultur und über unsere gesellschaftliche Werte aus. So leitet der Soziologe Gerhard Schulze seine Kultursoziologie der Gegenwart mit zwei Produktbeispielen ein: nämlich mit einem Lifestyle-Geländewagen, der mit »verchromten Stoßstangen armiert wurde« und Bergstiefeln, die aus »verschiedenfarbigem empfindlichem Wildleder« hergestellt wurden (Schulze 1992: 13). Daraus leitet er die Hypothese ab, dass unsere Kultur nicht mehr vom Gebrauchswert der Dinge geprägt sei, sondern vom Erlebniswert. Und dass diese Fokussierung auf das Erlebnis zum Kern aller Lebensbereiche geworden ist.

Vor diesem Hintergrund gibt die Theorie der Produktsprache und ihre spezifische Betrachtung von Gegenständen viele Anhaltspunkte für die Analyse von gesellschaftlichen Entwicklungen. So wurde in der bisher letzten Publikation zum Offenbacher Ansatz von Dagmar Steffen (Steffen 2000: 8) neben der Darlegung der theoretischen Grundlagen auch eine umfassende, gesellschaftliche und technische Einflüsse berücksichtigende Produktanalyse eingeführt.

Die Entwicklung dieser differenzierten Sichtweise dauerte mehrere Jahrzehnte. Bereits 1970 begann Jochen Gros, auf Basis psychologischer Erkenntnisse eine Dialektik der Gestaltung zu formulieren (Gros 1971: Vorwort), die durch eine Betrachtung der beiden Pole „Funktionalismus“ und „Emotionalismus“ eine neue Sichtweise industrieller Gegenstände ermöglicht sollte. Ein Überblick über die verschiedenen Stationen der fast 30 Jahre dauernden Theorieentwicklung soll die Bezüge zu gesellschaftlichen Entwicklungen und designgeschichtlichen Themen herstellen und damit ein differenziertes Bild der Theorie der Produktsprache vermitteln.

Literatur:
Gros, Jochen (1971) Dialektik der Gestaltung – Zwischenbericht der Arbeitsgruppe Freizeit WS 70/71; Universität Stuttgart, Institut für Umweltplanung Ulm (ehemals HfG).

Schulze, Gerhard (1997) Die Erlebnisgesellschaft – Kultursoziologie der Gegenwart. 7. Aufl. Studienausg., Frankfurt am Main / New York.

Steffen, Dagmar (2000) Design als Produktsprache – Der „Offenbacher Ansatz“ in Theorie und Praxis. Frankfurt am Main.

© Thilo Schwer 2009

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Datum: Dienstag, 9. Juni 2009 21:25
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