Seminar „Theorien der Produktsprache II“
an der Hochschule für Gestaltung Offenbach
Wintersemester 2015/2016
Über das Ornament wird im Industriedesign nach wie vor kontrovers diskutiert. Der Aufruf von Adolf Loos, dem Drang zu ornamentieren zu widerstehen, wird dabei meist losgelöst vom historischen Kontext angeführt. Er gilt als Wendepunkt zu einer Moderne, die das Schmücken überwindet und in der sich die Form scheinbar zwangsläufg aus der Erfüllung der praktischen Funktion ergibt. Erst Ende der 1960er Jahre wurde dieses Dogma im Design kritisch hinterfragt – mit postmodernen Strömungen in der Architektur und Entwürfen der Memphis-Gruppe wurden Ornamente als Gestaltungsmittel wieder umfassend eingesetzt. Seither verzieren einige Designer Gegenstände wieder reichhaltig – zu nennen sind beispielsweise Entwürfe von Tord Boontje oder Marcel Wanders, aber auch Zitate von Memphis- Elementen in zeitgenössischen Entwürfen. Zusätzlich wuchs die Bandbreite der Erscheinungsformen sprunghaft an: Animationen, Apps, Gerüche, Geräusche und vieles mehr können heute einen ornamentalen Charakter aufweisen (vgl. z.B. Hullmann, Harald 2011).
Im Seminar werden die vielfältigen zeitgenössische Ornament-Formen gesammelt, typisiert und produktsprachlich analysiert. Im Zentrum steht dabei die Frage, welche Bedeutung dem Ornament in immer abstrakteren und miniaturisierten Gestaltungszusammenhängen zukommt? Werden sie als Schnittstelle zwischen Nutzer und Funktionalität immer wichtiger?
Literautur:
Hullmann, Harald: „Vom Ornament oder von der Tiefe der Oberfäche“, in: Eisele, Petra und Bernhard E. Bürdek (Hrsg.): Design, Anfang des 21. Jh.: Diskurse und Perspektiven, Ludwigsburg: avedition 2011, S. 164–173, hier S. 171.
© Thilo Schwer 2015